Aufholjagd im letzten Augenblick

Es war soweit, den Thun Tigers stand das Rückspiel gegen die Luzern Lions bevor. Die Tigers wussten, was sie erwarten würde und hatten sich so gut wie nur möglich darauf vorbereitet. Noch immer waren viele Stammspieler verletzt und auch das Wetter entsprach nicht den Idealvoraussetzungen. But that is Football; Es benötigt keine perfekte Ausgangssituation um ein Spiel an sich zu reissen; und mit dieser Einstellung gingen die Tigers in die Partie.

Die Oberländer gewannen den Münzwurf, entschieden sich für die Second-Half-Option und starteten entsprechend mit einem Kickoff ins Spiel. Der Beginn sah allerdings etwas holprig aus, als die Lions bis zur Thuner 20-Yard Linie gelangten. Jedoch stoppten die Tigers sie dort gleich vier Mal und erzwangen den ersten Turnover des Spieles. Dasselbe geschah auch den Tigers, welche auf der anderen Seite des Feldes beinahe den ersten Touchdown erzielten, doch auf der 20-Yard Linie dann scheiterten. Im nächsten Drive schafften es die Spieler #2 (Import Quarterback) und #34 (ehemaliger Import aus Deutschland) der Lions den Ball in die Endzone der Tigers zu befördern. Ein Kickoff und wenige Plays danach, endete schon das erste Quarter.

DSCN3770Gleich zu Beginn des zweiten Quarters konnten die Lions einen Fumble recovern und punkteten auch in diesem Drive. Der dritte Drive der Tigers Offense scheiterte ebenfalls, doch zumindest konnten die Lions im darauffolgenden Angriff am Punkten gehindert werden. Leider verloren die Tigers kurz darauf den Ball erneut durch einen Fumble. Die gute Feldposition konnten die Luzerner ausnutzen und erzielten einen weiteren Touchdown. Im nächsten Drive spielten die Thuner endlich besser oder zumindest konstanter und erzielte am Ende einen Touchdown durch einen Pass auf WR #87 Adrian Jüsy. Mit dem Resultat 20:7 endete die erste Halbzeit und die Tigers waren mit dem Pausenstand alles andere als zufrieden.

Das Heimteam konnte jedoch die Dominanz aus der ersten Halbzeit vorerst aufrechterhalten und eröffnete auch im zweiten Spielabschnitt das Score. Doch die Tigers gaben sich noch nicht geschlagen und punkteten schliesslich durch einen Reversetouchdown von WR #10 Urs von Känel. Zum Abschluss des dritten Quarters schafften es die Lions erneut die Defense der Tigers zu umgehen und erreichten ein weiteres Mal die Thuner Endzone.

DSCN3784Im letzten Viertel des Spieles zeigten die Herren aus Thun, was eigentlich in ihnen stecken würde. Mit dem Resultat von 33:14 gaben sich die Oberländer auch fünf Minuten vor Schluss nicht geschlagen und setzten zur Aufholjagd an: Die Serie von Touchdowns eröffnete RB #29 Emanuel Hunziker durch einen TD-Run (33:20). Die Tigers hatten noch gute vier Minuten Zeit bis zum Abpfiff und noch 14 Punkte trennten sie vom Sieg. Glücklicherweise konnte CB #85 Joel Djakou den getretenen Onside-Kick genau auf der 10-Yards Linie recovern und dadurch der Tigers-Offense erneut das Angriffsrecht sichern. Nur wenige Spielzüge später punktete #10 Urs von Känel erneut. Diesmal durch einen präzisen Pass von QB #7 Nicolas Leibundgut (33:28). Es gab nichts mehr zu verlieren, deshalb entschied sich Coach Ruedi Bohren für einen weiteren Onside-Kick. Was eigentlich unmöglich schien, wurde Wirklichkeit: Auch dieser Kick wurde – diesmal von RB #29 Emanuel Hunziker – aufgelesen. Die Nerven lagen blank, da ein Sieg nun tatsächlich in greifbare Nähe rückte. Wiederum waren nur wenige Plays nötig, um die Lions-Defense zu überwinden und ein weiteres Mal punktete Urs von Känel durch einen Run aus kurzer Distanz. Nun waren die Tigers erstmals in diesem Spiel in Führung (33:35).

DSCN3787Die Mannschaft aus Thun wollte ihr Glück nicht überstrapazieren und übergab den Ball per Kickoff an Luzern. Das Ziel war es, die Zeit im anschliessenden Drive der Lions auslaufen zu lassen. Doch auch diese hatten den Siegeswillen nicht verloren und so setzte kurze Zeit später der US-Quarterback der Rivalen zum erneuten Führungstouchdown an. Die Tigers waren also gezwungen mit noch 25 Sekunden auf der Uhr ein letztes Mal mit der Offense aufs Feld zu kommen. Nun knisterte die Luft vor lauter Spannung. Der Ball gelangte mit zwei Plays bis in die Redzone des Heimteams. Es blieb aber nur noch Zeit für ein letztes Play – so hiess es. Doch trotz misslungenem Pass war die Zeit noch nicht ganz heruntergelaufen und es ergab sich eine weitere Chance. Der Druck stieg auf beiden Seiten und jeder fieberte mit. Die Luzerner konnten zwar den erneuten Passversuch vereiteln, dies jedoch nur mit einem harten Foul, was den Tigers unverhofft eine weitere Möglichkeit bot und das erst noch aus besserer Feldposition. Mit letzter Kraft kämpfte die Offense im wirklich letzten Play. Von allen Seiten her schrien die Fans von beiden Teams sich die Lunge aus dem Leib. Der Snap erfolgte, die D-Line der Lions übte starken Druck aus auf Nicolas Leibundgut, trotzdem erfolgte der Pass auf Urs Von Känel und beinahe, wirklich beinahe hätte er trotz Doublecoverage den Ball gefangen. Doch es hat nicht sollen sein und so sicherten sich die Lions den Sieg und gewannen mit 41:35.

DSCN3779Trotzdem, dass das Spiel weitestgehend fair geführt wurde, hatten am Schluss beide Seiten zahlreiche verletzte und ejectete Spieler zu verbuchen. Sie sind Opfer eines grossartigen Spiels, welches wohl allen Akteuren noch lange in Erinnerung bleiben wird. Die Tigers streben nun mit mehr Motivation als jemals zuvor das Nationalliga B-Finale an, um eine zweite Möglichkeit auf Revanche zu haben. In der Zwischenzeit stehen aber noch einige Spiele auf dem Programm. Nächsten Sonntag reisen die Tigers Seniors nach Fribourg und am Pfingstmontag steht das nächste Heimspiel gegen die Geneva Seahawks auf dem Programm.

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Bericht von John Güntensperger
Fotos von Tobias Ryser

 

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